Wertfrei bleiben im Februar

5. Februar 2014

Eine Frau geht in einem Stehcafé zum Mittagessen. Sie holt sich einen Teller Suppe und bringt diesen vorsichtig zu einem Stehtisch. Sie stellt den Teller Suppe ab, hängt die Handtasche unter den Tisch und merkt dann, dass sie ihren Löffel vergessen hat. Sie geht also zurück zur Theke, holt sich einen Löffel und dazu eine Serviette, die sie auch vergessen hat.

Dann geht sie wieder zu ihrem Tisch und – zu ihrem großen Erstaunen steht da ein Mann am Tisch und löffelt fleißig ihre Suppe. Er ist kein Deutscher, nicht blond und hat keine blauen Augen, sondern dunkel, aus Italien oder aus Griechenland oder vielleicht aus der Türkei? Er kann kein Deutsch, wie sich herausstellt, so dass sie sich nicht mit ihm verständigen kann. Und der löffelt ihre Suppe!

Zuerst ist sie völlig erstarrt, sprachlos. Dass so etwas möglich ist! Dann, zehn Sekunden später, ist sie nur noch wütend. Und wieder zehn Sekunden später hat sie sich zusammengerafft und denkt: „Er ist wirklich frech, ich aber auch!“ Mit dem Löffel in der Hand geht sie an den Tisch und fängt auf der anderen Seite an, aus demselben Teller zu essen.

Man würde denken, der Mann wird sich wohl entschuldigen. Weit gefehlt. Der isst ruhig weiter, lächelt – das ist seine Waffe – , er lächelt und ist freundliche, aber er lässt sich nicht beeinflussen. Und dann der Gipfel: Er gibt ihr die Hälfte ihres eigenen Würstchens. So beenden die beiden ihre gemeinsame Mahlzeit. Am Ende reicht er ihr noch die Hand, und inzwischen hat sie sich soweit beruhigt, dass sie die Hand annimmt.

Er geht weg, und sie will ihre Handtasche nehmen, aber diese ist verschwunden. Das hat sie sich doch von Anfang an gedacht: Er ist ein Gauner, ein frecher Dieb – jetzt hat er auch noch ihre Handtasche gestohlen.

Sie rennt zur Tür, aber er ist weg. Nun sieht es wirklich schlimm aus, denn in der Handtasche sind Führerschein, Geld, Kreditkarte usw. Alles weg. Da schaut sie sich noch einmal um. Auf dem Tisch nebenan steht ein Teller Suppe. Sie ist inzwischen kalt geworden. Darunter hängt ihre Tasche!

Sie hatte keinen Augenblick daran gedacht, dass es möglich wäre, dass nicht er, sondern sie sich geirrt haben könnte.

Eine Geschichte von Piet van Breemen

Hätte Ihnen das auch so ähnlich passieren können? Werden Sie sich dessen bewusst, was gerade jetzt innen und außen passiert. Und betrachten Sie gelassen und ohne emotional in Aufruhr zu geraten ihre Umwelt. Beobachten Sie Situationen, in denen Sie (be)werten und prüfen Sie, was geschehen wäre, wenn Sie neutral geblieben wären. Wert-frei sein mit sich und anderen umgehen – das stärkt innerlich.

Herzlichst

Ihre Andrea Mohr

Eine Reaktion zu “Wertfrei bleiben im Februar”

  1. Sabrinaam 19. Februar 2014 um 11:16 Uhr

    „Werden Sie sich dessen bewusst, was gerade jetzt innen und außen passiert. Und betrachten Sie gelassen und ohne emotional in Aufruhr zu geraten ihre Umwelt“.
    Das habe ich auch schon oft gemerkt und wie Menschen beispielsweise in einem Streit immer
    felsenfest überzeugt sind, dass SIE genau wissen, was die/der andere wollte. Nur blöd, wenn
    die und der andere das genauso sieht, nur umgekehrt:).

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